Jazzkonzert „moving composition for church“
Klangerlebnis im Alten Dom
Öffentlichkeitsarbeit"Wood Vibration" begeisterte das Publikum und brachte den Alten Dom an den unterschiedlichsten Orten zum Klingen.23.07.2023 l_niem Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Improvisieren: Das passt zu beidem, zur Jazzmusik und zu St. Johannis, findet Kristian Körver als evangelischer Stadtkirchenpfarrer. Der Alten Dom ist nicht nur die älteste Kirche in Mainz, sondern ständig im Wandel. Seit zehn Jahren finden hier archäologische Ausgrabungen statt, es werden Befunde gesichert und statische Bauarbeiten durchgeführt. Die gute Akustik bleibt dabei erhalten und macht den Kirchenraum zu einem außergewöhnlichen Veranstaltungsort.
Dies schätzen Musiker wie Bassist Hanns Höhn und Thomas Bethmann, der Bassklarinette, Sopran- und Tenorsaxophon spielt. Vor dem außergewöhnlichen Konzert hatte sich das Jazzduo „Wood Vibrations“ mit dem Gotteshaus vertraut gemacht, um eigene „moving composition for church“ vorzubereiten, mit teils komponierten, teils improvisierten Stücken.
Zu Beginn des außergewöhnlichen Abends nahm das Publikum noch wie gewohnt im Westchor Platz, der in stimmungsvolles Licht getaucht war. Dort spielte das Duo vor dem Altar Werke wie „Ganztongemäuer“ oder „Good Bye“ – hingebungsvoll, teils mit geschlossenen Augen. Ob sinnlich und sanft oder etwas schneller: Thomas Bethmann am Saxofon und Hanns Höhn am Kontrabass wirkten wie eins mit ihren Instrumenten, während die Gäste im Takt mitwippten.
Nach dem ersten Set folgte das Besondere: Nicht nur die Musiker wechselten den Ort, auch die Gäste konnten sich mit einem Klappstuhl unterm Arm in Bewegung setzen und frei wählen – für ein im wahrsten Sinne bewegendes Klangerlebnis. Während einige hinter dem Altar Platz nahmen, suchten andere die Perspektive von einer Empore aus oder waren im Mittelschiff nah am Geschehen. Lebensfroh und leicht erklang von hier aus unter anderem „Joyhannis“ oder das Stück „Schoppeschleicher“. Die Begeisterung der Musiker wirkte spürbar: Mit vollem Einsatz brachten sie mit rhythmischem Stampfen auch die Stege aus Metall zum Schwingen. Bewusst wurde die Baustellen-Atmosphäre in der Kirche nicht ausgeblendet, sondern mit einbezogen.
Zum Entspannen lud das einfühlsam dargebotene Stück „Round Midnight“ ein, bei dem die Blicke vom Boden bis zur Decke schweifen konnten. Musikgenuss mischte sich mit Symbolik bei „Wie bitte?“ und „Ach so!“ Wie von einem Band gehalten, standen Thomas Bethmann im nördlichen Seitenschiff und Hanns Höhn im Eingang zum Westchor durch Klänge miteinander in Verbindung. Durch Rufe und Antworten bewegten sie sich aufeinander zu und spielten nach „Take my hand“ im Altarraum weitere Zugaben. Begeisterter Beifall zeigte, dass sich auch das Publikum gern auf Experimente wie dieses einlässt. Fortsetzungen mit ähnlichen Konzerten sind willkommen in der sich ständig verändernden Johanniskirche mit ganz eigenem Charme.
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