Alter Dom Mainz

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote dzu Ihnen passen. Über das Kontaktformular sind wir offen für Ihre Anregungen.

    AngeboteÜbersicht
    Menümobile menu

    Krönungskirche im Mittelalter - Lang lebe der König!

    Von 500 bis 1000 entwickelte sich am Alten Dom das Mainzer Erzbistum zu einer geistlich und politisch zentralen Größe des frühen Mittelalters. Hier wirkten die Bischöfe Sidonius, Bonifatius, Hrabanus Maurus und Willigis und wurden zu zentralen Stützen der mittelalterlichen Könige und Kaiser. 

    Beweis ihrer herausgehobenen Stellung waren zwei Königskrönungen, die im 11. Jahrhundert statt in Aachen in Mainz am Alten Dom stattfanden. Heinrich II wurde 1002 von Erzbischof Willigis gekrönt, Konrad II. (1024) von Erzbischof Aribo.  

    Sammlung Bayerische Staatsbibliothek BSB Clm 4456 (CC BY-NC-SA-4.0)Krönungsbild, Sakramentar Heinrichs II., Regensburg St. Emmeram, ca. 1002-1014Krönung Heinrichs II. Abb. Sakramentar Heinrichs II., Regensburg St. Emmeram, ca. 1002-1014, Sammlung Bayerische Staatsbibliothek BSB Clm 4456 (CC BY-NC-SA-4.0).

    Willigis und Heinrich II.

    Mit Willigis trat 975 ein Mann an die Spitze des Erzbistums, der von Anfang an Großes vorhatte. Vom Papst ließ er sich seinen Vorrang vor den übrigen Geistlichen bestätigen und begann bald mit dem Bau eines neuen Doms. Diese neue Kathedralgruppe, die aus dem alten Dom (St. Johannis), dem neuen Dom (St. Martin) und einer Vorkirche (St. Mariengreden) bestand, war von riesigen Ausmaßen. Sie war steingewordener Ausdruck des Selbstverständnisses, nördlich der Alpen als oberster Geistlicher nach dem Papst zu fungieren. 

    Die Möglichkeit, dies auch auf der politischen Ebene umzusetzen, bot sich beim Herrscherwechsel des Jahres 1002. Am 7. Juni des Jahres salbte und krönte Erzbischof Willigis Heinrich II., nachdem dieser unmittelbar zuvor in seiner Bischofsstadt zum König gewählt worden war. Gerne hätte Willigis die heiligen Handlungen in seinem neuen Dom vorgenommen, doch dieses Großprojekt befand sich noch im Bau. So vollzog er die Königsweihe am Martinsaltar, dem Hauptaltar des alten Doms, unter den Lobgesängen und dem Jubel der Anwesenden.

    Für die Durchführung der Weihe stand eine Art Drehbuch zur Verfügung, das einige Jahrzehnte zuvor im Mainzer Kloster St. Alban geschaffen worden war, der „Mainzer Ordo“. Folgt man ihm, dann wurde Heinrich II. von zwei Bischöfen in Begleitung der Geistlichkeit zur Kirche geführt. Voran trug man ihnen, Weihrauch schwenkend, das Evangelium und zwei Kreuze. Die Kleriker sangen das Responsorium "Siehe, ich sende meinen Engel", das Volk bildete den Abschluss der Prozession. In der Kirche legten sich Heinrich und mehrere Geistliche unter dem Gesang der Litanei im Chor vor dem Altar nieder. Anschließend versprach Heinrich den Schutz von Kirche und Volk und wurde von diesem als neuer König angenommen. Unter zahlreichen weiteren Gebeten folgte die Salbung an Händen, Kopf und Oberkörper sowie die Übergabe der Insignien. Das letzte Herrschaftszeichen war die Krone. Beim Aufsetzen sprach der Erzbischof die Worte: „Empfange die Krone des Königreichs, die durch unsere, wenn auch unwürdigen Hände der Bischöfe deinem Haupt aufgesetzt wird, und erkenne sie als das Zeichen des Ruhms der Heiligkeit und der Ehre und des Werks der Tapferkeit.“  Der König nahm daraufhin auf einem bereitgestellten Thron Platz und folgte von dort der Feier der Messe, die den Abschluss der Krönung bildete. 

    Diese Seite:Download PDFDrucken

    Gekrönte Häupter

    Aus Cuno wird Konrad

    Wer war der König, der 1024 im Alten Dom Mainz gekrönt wurde? Konrad II., der erste Salier, deutscher König und Kaiser dreier Reiche. Was weiß man über einen König, der vor 1000 Jahren lebte?
    Konrad II. (um 990 – 1039) ist etwa 34 Jahre alt, als er 1024 in Mainz zum König der Deutschen gekrönt wird. Er wird als eindrucksvolle Erscheinung beschrieben, groß, „voll (kriegerischer) Kraft und ebenmäßiger Gestalt“. Die wenigen Darstellungen zeigen ihn mit stattlichem Bart. Seine enormen Kräfte werden immer wieder rühmend hervorgehoben. Er soll lange Strecken bei eisiger Kälte und ohne größere Pausen geritten und in Schlachten seine Gegner „bis zur Hüfte im Schlamm“ erfolgreich besiegt haben.

     

    Scheinbar aus dem Nichts

    1024 stirbt sein Vorgänger, Kaiser Heinrich II., kinderlos. Eine Wahl entscheidet über einen neuen König der Deutschen. Scheinbar aus dem Nichts setzt sich Konrad, der Wunschkandidat des Mainzer Erzbischofs Aribo, gegen alle Widersacher durch. Zwar stammt er aus einer alten adeligen Familie vom Mittelrhein, der Vater aber stirbt früh und der kleine Cuno, wie man ihn zunächst nennt, wächst ohne nennenswerte Bildung auf. Doch der heranwachsende Konrad weiß seine Chancen stets zu nutzen.

     

    Die Frau an seiner Seite

    Entscheidend für seine Erfolge ist die kluge und schöne Frau an seiner Seite: Gisela. Als Tochter des einflussreichen Herzogs von Schwaben und Enkelin des Königs von Burgund bringt sie umfangreichen Besitz und ihr verwandtschaftliches Netzwerk mit in die Ehe. Karl der Große gehört zu ihren Vorfahren und so ist sie Konrad an Rang und Bildung überlegen. Sie wird seine wichtigste Beraterin und Reisegefährtin, vermittelt politisch so erfolgreich, dass Burgund Teil der römisch-deutschen Königsherrschaft wird. Unproblematisch ist die Verbindung in den Augen der Zeitgenossen allerdings nicht, denn die beiden sind verwandt und für Gisela ist es bereits die dritte Ehe. Der gemeinsame Sohn Heinrich III. wird nach Konrads Tod 1039 sein Nachfolger.

     

    Ritual und Spektakel

    Macht und Tugenden muss man anschaulich machen im Mittelalter. Dazu gehört eine gute Inszenierung, wie man sie am Krönungstag, dem 08. September 1024, in Mainz beobachten kann. Auf dem Weg zur Kirche treten ein Bauer, ein Waisenknabe und eine Witwe an den König heran und bitten ihn um Hilfe. Von den Fürsten zur Eile gedrängt, wendet sich Konrad jedoch erst dem Anliegen der Schutzbedürftigen zu, ganz im Sinne seiner Stellung als Stellvertreter Christi (vicarius Christi). Der Chronist Wipo stellt lobend fest: „Größer war im König das Streben nach Barmherzigkeit als das Verlangen nach der Weihe“.

     

    Auf dem Thron Karls des Großen

    Frisch gekrönt reiten Konrad und Gisela zehn Monate um die Grenzen ihres neuen Reiches. Konrad hat ein gutes Gespür entwickelt für die richtige Mischung aus Symbolik und wirksamer Alltagspolitik. In Aachen nimmt er demonstrativ auf dem Thron Karls des Großen Platz und schon bald vergleichen seine Zeitgenossen ihn mit dem großen Kaiser. 1027 wird er zusammen mit seiner Königin vom Papst in Rom zum Kaiser der Römer gekrönt und beherrscht bald drei Reiche: Deutschland, Italien und Burgund.

     

    Ein virtuoser Politiker

    Konrad II. ist ein virtuoser Politiker. Die 15 Jahre seiner Herrschaft sind geprägt von strategischem Pragmatismus, politischen Notwendigkeiten und Offenheit gegenüber Neuerungen – ein bewusster Bruch, ein „heilsamer Schnitt“ mit den Traditionen des „Königtums der Konflikte“ seines Vorgängers. Konrad versteht es, sein Reich zu stärken und zu erweitern. Der enormen Bevorzugung der Geistlichkeit zum Nachteil des weltlichen Adels setzt er rasch ein Ende, ohne dabei in ernstlichen Konflikt mit der Kirche zu geraten. Als erster König betont Konrad die dauernde Einheit des Reiches und findet dafür ein passendes Bild: „Wenn der König stirbt, bleibt dennoch das Reich bestehen, wie das Schiff bleibt, dessen Steuermann fällt.“
    Der Dom in Speyer ist das steinerne Vermächtnis Konrads II. und seiner Familie. Der Alte Dom in Mainz der Ort, an dem aus Cuno König Konrad II. wird.


    Literatur: Herwig Wolfram, Konrad II. 990-1039. Kaiser dreier Reiche. 2. Aufl. München 2016; Barbara Frenk, Konrad II. und Gisela, in: Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht. Von Karl dem Grossen bis Friedrich Barbarossa. Hrsg. v. d. GdKE Rheinland-Pfalz und Bernd Schneidmüller. Darmstadt, 2020. S. 175; Andreas Büttner, Der Alte Dom St. Johannis in Mainz. Eine Geschichte. Hrsg. v. Ev. Dekanat Mainz. Mainz, 2022.

    to top